Das Turn10-Programm wird alle fünf Jahre überarbeitet. Derzeit läuft die Version 2018+, die von den Verantwortlichen vor der Veröffentlichung über ein Jahr lang – und auch danach bei den Kursen für mittlerweile fast 1.600 geprüfte Kampfrichter/innen etc. - viel Knowhow, Arbeit und Engagement verlangt hatte.
Nun traf man sich erstmals nach der Veröffentlichung der aktuellen Version zur offiziellen Bestandsaufnahme. Der Tenor war eindeutig: Turn10 läuft überall weiterhin bestens, die wesentlichen Neuerungen (Synchronisierung des Vereins- und Schulprogramms, mehr Auswahl bei den Turnelementen, leichterer Einstieg in die Oberstufe, Streichung des früheren Masters-Elementkatalogs) funktionieren wunschgemäß: sie brachten und bringen Verbesserungen, verstärken den positiven Gesamttrend.
Dann widmete sich die Tagung zwei schwierigen Themen, bei denen die Diskussionsbeiträge zum Teil weit auseinander gingen, allerdings am Ende in guter Turn10-Partnerschaftstradition dennoch einstimmige Beschlüsse zur weiteren Vorgehensweise resultierten:
Für wen ist Turn10? Wie umgehen mit (zu) viel/intensiv trainierenden Vereinen?
Turn10 wurde ursprünglich für jene Vereine konzipiert, die 1x oder 2x in der Woche trainieren, in der Oberstufe vielleicht ein drittes Mal. Doch zunehmend mehr Vereine trainieren öfter. Von anderen kommt verstärkt die Kritik, dass dies unfair sei, weil man dann selbst keine Chance habe.
Die Anwesenden diskutierten daher, welche Formen der „Reglementierung“ möglich sind. Man befand am Ende, dass es kein Fehler, sondern sinnvoll ist, im Sport egal auf welcher Ebene besser mehr als weniger zu trainieren. Daher kam man schließlich überein, keine Vorschriften oder Empfehlungen in Bezug auf die Trainingsumfänge festzulegen (auch, weil nicht überprüfbar und schummelverdächtig). Sondern es wird in Kürze eine Empfehlung/Einladung ausgesprochen, ab welcher erreichten Wettkampfpunktezahl man von der Basisstufe in die Oberstufe wechseln soll.
Die exakte Formulierung dazu wird vom Technischen Komitee in den nächsten Wochen erarbeitet. Sollte sich die Empfehlung dann in der Praxis bewähren, könnte sie ab der nächsten Turn10-Programmversion 2023+ als Teil der Regeln zur Vorschrift werden.
Strategie und Positionierung an der Schnittstelle/Verbindungsstelle von Turn10 und Kunstturnen.
Faktum ist, dass seit der Einführung von Turn10 die Anzahl jener Vereine, die das höher qualifizierte Kunstturnen betreiben, kontinuierlich zurück geht. Die aus dem Kunstturnen aussteigenden Vereine bleiben jedoch weiterhin im Bereich Turn10 aktiv oder wechseln dorthin.
Auf der anderen Seite funktioniert die Talentsichtung für das Kunstturnen in der großen Turn10-Szene nur in Ausnahmefällen. Es sind vermutlich viele Kinder im Turn10-Programm aktiv, die aufgrund ihres Talents und ihrer Motivation im Kunstturnen die für sie noch bessere Plattform hätten.
Die Anwesenden bei der Tagung kamen überein, dass sie zwar per se nur für Turn10 verantwortlich sind. Doch ist es natürlich sinnvoll, dieses erfolgreiche Programm nicht für sich isoliert zu betrachten, sondern den Blick insgesamt auf das Turnen zu richten.
Man steht daher dem Wunsch der Kunstturnszene für ein GEMEINSAMES Grundlagenprogramm der Unter-Achtjährigen offen gegenüber und bietet an, darüber in das Gespräch einzutreten. Denn auch für alle, die dann danach für sich nicht das Kunstturnen sondern Turn10 wählen, ist es – aus gesundheitlicher wie turntechnischer Perspektive – gut, die Basics des Turnens wirklich ordentlich gelernt zu haben.
Eine weitere Neuentwicklung mit Wirksamkeit ab 2020 dürfte das zusätzliche Wettkampfangebot „Team-Turnen bei/mit/in Turn10“ werden.
Es handelt sich dabei um eine Adaption des Team-Turnens, bei denen die Elemente und Regeln von Turn10 verwendet werden – und die als besonders „cooles“ Zusatzangebot für die Turn10-Vereine platziert werden wird. Erste informelle Tests haben bereits sehr positiv stattgefunden. Da die Turn10-Verantwortlichen diese Entwicklung begrüßen, wird das Programm „Team-Turnen bei/mit/in Turn10“ nun finalisiert und im Herbst öffentlich vorgestellt.